jeudi 2 juillet 2015

Deutschland als Refugium der Mörder

Pressemitteilung der Alevitischen Gemeinde Deutschland (AABF) zum 22. Jahrestag des Pogroms von Sivas:

AABF gedenkt der Todesopfer des Sivas-Pogroms von 1993 und mahnt eine Erinnerungs- und Gedenkkultur an

1993 kamen Hunderte Menschen zum „Pir Sultan Abdal“-Kulturfestival in Sivas. Gemeinsam wollten sie sich der Werke des Dichters erfreuen, doch der Tag endete in Trauer und Entsetzen.

Während Kulturbegeisterte und Kulturschaffende im Madımak-Hotel, vorwiegend Aleviten, feierten, versammelte sich vor dem Hotel eine religiös und nationalistisch aufgewiegelte Menge. Bewaffnet mit Brandsätzen griffen sie das Hotel an, dessen Holzkonstruktion in Minutenschnelle in Flammen aufging. 33 Besucher des Kulturfestivals starben ebenso wie zwei Hotelangestellte und zwei Täter. Zahlreiche Menschen trugen schwere Verletzungen davon.

Sie konnten sich nicht aus dem brennenden Gebäude retten, weil ein wütender Mob ihnen den Weg versperrte. Obwohl Polizei, Militär und Feuerwehr alarmiert waren, griffen sie erst Stunden später ein. Die Ereignisse wurden über Stunden live im Staatsfernsehen übertragen.

Bis heutige gibt es keine Gedenk- und Erinnerungskultur, die die Leiden der Betroffenen und Hinterbliebenen anerkennt und die Geschehnisse aufarbeitet. Kein Täter wurde rechtskräftig verurteilt. Stattdessen gelang einigen die Flucht ins europäische Ausland. Heute leben sie – auch in Deutschland – unbehelligt als Illegale, Familiennachzügler, anerkannte Flüchtlinge, Deutsche. Sie bauten sich im Exil erfolgreich ein neues Leben auf, während die Hinterbliebenen der Opfer zum Teil mit Armut zu kämpfen haben, weil den Familien ein Vater oder eine Mutter, die sie ernähren, oder heutigen Rentnern ihre Kinder, die sie versorgen, genommen wurden. Menschen leiden und trauern, weil sie ihre Kinder, ihre Eltern, ihre Verwandten, ihre Bekannten und Freunde verloren haben.

Als Alevitische Gemeinde Deutschland fordern wir die Etablierung einer Gedenk- und Erinnerungskultur, die nationalistische und religiös-fanatische Gewalttaten aufarbeitet. Auch Deutschland muss – noch viel mehr, bedenkt man seine Geschichte – in seinen Beziehungen zur Republik Türkei und im Umgang mit seinen türkeistämmigen Mitbürgern diese anmahnen. Die Leiden der Opfer so vieler Pogrome und Ausschreitungen gegen religiöse und ethnische Minderheiten in der Türkei müssen endlich anerkannt werden! Orte wie das Madımak-Hotel in Sivas sollten zu nationalen Gedenkstätten umgewandelt werden! Die Täter müssen konsequent verfolgt und verurteilt werden! Alles andere bedeutet, diese Taten gutzuheißen und zu billigen.

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