dimanche 30 mars 2008

SZ-Antiimp entsetzt: China kein islamischer Gottesstaat


Der SZ-Antiimp Rudolph Chimelli sieht die in Sinkiang (Nordwestchina) beheimateten muslimischen Uighuren den Greueln einer kulturimperialistischen Assimilationspolitik der Han-Chinesen ausgesetzt: Der "muslimische Klerus und die Ausübung des Islam" - so zitiert Chimelli Amnesty International - seien "Beschränkungen unterworfen". (Beschränkungen für den muslimischen Klerus, welch ein Skandalon im Zeitalter des interreligiösen Dialogs und des Kampfes gegen "rassistische" Mohammed-Karikaturen!) So sei eine 1992 in der Altstadt von Kaschgar eröffnete mehrstöckige Koranschule bereits 1995 wieder geschlossen worden. "Es bleibt nur ein einziges Institut dieser Art, und der Zugang ist streng reglementiert. Jugendliche unter 18 Jahren haben zu Moscheen keinen Zutritt. Im Ramadan dürfen Studenten und Schüler nicht fasten. Bloß in kleineren Orten wie der Oasenstadt Jarkand am Rand der Wüste Taklamakan ruft ein alter Muezzin mit dünner Stimme zum Gebet, ohne Lautsprecher. Das staatliche Amt für Religiöse Angelegenheiten in der Regionshauptstadt Urumtschi ließ 2001 eine 'Neu-Ausgabe einer Koran-Auswahl' drucken, die laut Parteizeitung dazu bestimmt ist, 'die Religion an die sozialistische Gesellschaft heranzuführen und die politische Stabilität in Xinjiang zu erhalten'." (SZ, 29./30.3.2008) Die obstinaten Chinesen scheinen sich demnach wenig davon beeindrucken zu lassen, daß im benachbarten Afghanistan das säkularistische Erbe Tarakis und im Iran jenes der Dynastie Pahlevi als "überwunden" gelten können und selbst in der Türkei die vermeintlichen "Auswüchse" des Kemalismus unter Mitwirkung der EU in einer offensiven Weise unter Beschuß genommen werden.

Schlimmer noch (in den Augen Chimellis und vermutlich auch des Gros seiner Leser): China ist offenbar nicht isoliert, selbst seine islamischen Nachbarn wollen nicht so recht in den Heiligen Krieg ziehen, um es uighurischen Minderjährigen zu ermöglichen, Moscheen zu besuchen. Im Gegenteil: "Die Pakistaner als Alliierte und die zentralasiatischen Republiken, die mit Peking durch die Shanghai Cooperation Organisation verbunden sind, liefern geflohene Uiguren im Rahmen der vereinbarten Terrorismus-Bekämpfung gnadenlos aus. Letzteren sind die Beziehungen zum großen Nachbarn wichtiger als Solidarität zu einem eng stammesverwandten Turk-Volk."* Wie dumm, daß die Welt, entgegen den Vorstellungen vieler multikulturalistischer Deutscher, nicht als einen Ethnozoo sich gestaltet, in dem Kasachen, Kirgisen, Turkmenen oder Usbeken in tribaler Solidarität mit den Ostturkestanern das multiethnische China mit Krieg überzögen (und in dem 1940 die Dänen und die Norweger die deutschen Hitleristen als "arische" Brüder begrüßt hätten, anstatt ihnen, zwecks Wiederherstellung der Souveränität ihrer Staatsnationen, Widerstand zu leisten)!

* Der Shanghai Cooperation Organization (SCO) gehören - neben China, Rußland und Tadschikistan - drei der vier turksprachigen zentralasiatischen Republiken an: Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan (nicht jedoch Turkmenistan). (Anm. von mir, Daniel L. Schikora)

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