vendredi 19 octobre 2007

19. Oktober 1957: Bonner "Affekthandlung" gegen Jugoslawien


Vor 50 Jahren brach die Bundesrepublik Deutschland die diplomatischen Beziehungen zu dem UN-Gründungsmitgliedstaat Jugoslawien ab - in Reaktion auf die Ankündigung des jugoslawischen Botschafters in Bonn, Belgrad werde Botschafter mit der DDR austauschen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19.10.2007 thematisiert anläßlich diesen Jahrestages der erstmaligen Anwendung der Hallstein-Doktrin eine bemerkenswerte zeitgenössische Stellungnahme Jürgen Terns gegen bundesdeutsche "Affekthandlungen" gegenüber Belgrad:

"Damals sprach Jürgen Tern in dieser Zeitung davon, dass die 'Anerkennung Pankows durch Belgrad' eine 'Schlappe der Bonner Außenpolitik' sei. Jugoslawien habe unter 'dem Einfall von Hitlers Wehrmacht schwer gelitten'. Man müsse sich nicht wundern, dass die kommunistische Regierung 'sich die deutsche Wiedervereinigung und unsere von freiheitlichen Ordnungsprinzipien bestimmte Vorstellung von der deutschen Einheit nicht zur Herzenssache' mache. Wundern könnten sich nur jene, 'die die Flucht vor den eigenen Schwierigkeiten in die Gesten der Halbstarken antreten wollten. Der Bundestagspräsident Gerstenmaier ... hat den beherzigenswert guten Rat gegeben, sich jeder Affekthandlung zu enthalten."


Rainer Blasius erinnert in diesem Zusammenhang auch daran, daß Karl Georg Pfleiderer (unser Bild), der bis zu seinem Rückruf im September 1957 als Botschafter in Belgrad wirkte (und der bereits am 8. Oktober einem Herzinfarkt erliegen sollte), zu den entschiedenen Gegnern eines Abbruchs der diplomatischen Beziehungen zu Jugoslawien gehörte. Zugleich sprach der in Stresemannschen Traditionen stehende Liberale Pfleiderer sich für "eine radikale Umkehr in der Deutschlandpolitik" einschließlich einer Bestätigung der Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnischer Grenze aus.

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