lundi 29 juin 2015

Ein Antidot gegen prodeutschen Geschichtsrevisionismus (26)

jW, 30.6.2015:

Mit dem Anschlag auf Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Ehefrau Sophie von Hohenberg am 28. Juni 1914 in Sarajewo wollte Gavrilo Princip Serbiens Unabhängigkeit von der Besatzungsmacht Österreich-Ungarn erreichen und schließlich alle Südslawen in einem eigenen Staat zusammenführen: »Ich bin ein jugoslawischer Nationalist mit der Vereinigung aller Jugoslawen als Ziel. Mir ist es egal in welcher Staatsform, jedoch muss er von Österreich befreit werden«, wird der 19jährige Attentäter zitiert. In deutschsprachigen Schulbüchern gilt seine Tat als Auslöser des Ersten Weltkrieges. Der junge Serbe – und nicht etwa der deutsche Imperialismus – wird verantwortlich gemacht für die Millionen Toten des Völkerschlachtens von 1914 bis 1918. In Serbien gilt Gavrilo Princip als Volksheld und Freiheitskämpfer. Seit Sonntag, dem 101. Jahrestag der tödlichen Schüsse auf Ferdinand, erinnert in der Hauptstadt Belgrad ein Denkmal an ihn. Präsident Tomislav Nikolic persönlich enthüllte am Abend die zwei Meter große Statue aus Bronze, die Armee marschierte mit einer Ehrenformation auf. »Heute haben wir keine Angst vor der Wahrheit«, wird Nikolic zitiert, »Gavrilo Princip war ein Held, ein Symbol für die Idee der Freiheit, der Mörder eines Tyrannen und ein Träger der europäischen Idee der Befreiung von der Sklaverei.«

Milorad Dodik, Präsident der Republika Srpska, erklärte bei der Einweihung, das Denkmal sei »Ausdruck des heutigen Kampfes für die Freiheit« und »eine Botschaft an die Welt, dass auf diesem Boden die Serben leben, nämlich das Volk, das genügend Kraft hatte, um zwei Staaten – Serbien und die Republika Srpska – zu gründen.« Die serbische Teilrepublik in Bosnien-Herzegowina hatte das Princip-Denkmal gestiftet. Der antikoloniale Europäer war 1918 in Einzelhaft gestorben.

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