samedi 17 mai 2014

Gründeutsche Mordspatrioten (2)

jW, 17.5.2014:

"Der taz-Kriegskorrespondent Erich Rathfelder gehört zu den Journalisten, deren Auftauchen signalisiert: Hier schießen bald wieder Deutsche scharf – oder lassen schießen. Seine antiserbischen Tiraden in der taz aus den 90er Jahren, zu einer Zeit, als die Grünen gerade beschlossen (1995), demnächst aus der NATO auszutreten, waren richtungweisend. Als er im Sommer 1998 im Kosovo ein Massengrab durch Hörensagen »entdeckte« und die genaue Zahl der dort verscharrten Toten sofort lieferte, hievte die damalige taz-Chefredaktion unter Barbara (Bascha) Mika die Story auf Seite eins. ARD-Korrespondent Friedrich Brebeck konstatierte damals, der »Erich« habe »etwas berichtet, was nicht passiert ist«. Geschadet hat das Lügengeschäft Rathfelder nicht. Aber nach den Bundestagswahlen 1998 bildeten SPD und Grüne eine Koalition, die sofort mit den Kriegsvorbereitungen gegen Jugoslawien begann. Die gröbste Hetze übernahmen Kanzler Gerhard Schröder, Außenminister Joseph Fischer und Kriegsminister Rudolf Scharping persönlich, Rathfelder durfte Nebenarbeiten verrichten. (...)

Aber deutsche Kriegsparteien vergessen keinen, der sich als Wahrheitsschlächter verdient gemacht hat. Am 13. Mai war es für Rathfelder soweit. Er durfte sich in der taz unter dem Titel »Vom Bosnienkrieg lernen« als »Fernfuchtler« (Peter Handke) zu Ukraine, Rußland, Putin und allem drumherum äußern. (...) Rathfelder inszeniert einen Ähnlichkeitswettbewerb zwischen dem früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das ist nach den bisher vorherrschenden Hitler- und Stalin-Vergleichen geradezu originell. Die Gemeinsamkeit des Serben und des Russen besteht bei Rathfelder darin, daß er beide nicht mag, daher wird aus seinem Vergleich schnurstracks eine Gleichsetzung.

Bei Rathfelder geht das so: »Die Verbindung der aus dem Kommunismus stammenden totalitären Machtstrukturen mit dem serbischen Nationalismus führte in einen Eroberungskrieg, inklusive ethnischer Säuberungen.« Das stellt zwar die Dinge auf den Kopf, weil es die von außen betriebene Auflösung Jugosla­wiens unterschlägt, gegen die sich Serbien wehrte. Aber Daten und Abläufe stören einen wie Rathfelder nicht weiter.

Ähnlichkeiten sieht der taz-Mann in der »Reaktion aus Moskau« auf die Maidan-Proteste in Kiew: »Wie in Serbien versuchte die russische Propaganda, die politischen Gegner auf dem Maidan als ›faschistische‹ Bewegung darzustellen und die geschichtlichen Erfahrungen der russischen Bevölkerung mit dem Eroberungs- und Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten 1941 bis 1945 für die jetzige Politik zu instrumentalisieren.« Auch die serbische Propaganda habe die Erinnerung an die Schrecken der kroatischen Ustascha-Herrschaft 1941 bis 1945 genutzt. (...)

Bleibt anzumerken: Der taz-Artikel erschien elf Tage nach dem Pogrom von Odessa gegen Linke und Maidan-Gegner, vier Tage nach dem Massaker, das die ukrainische »Nationalgarde« zusammen mit kriminellen, von Oligarchen ausgestatteten Banden in Mariupol veranstaltet hatte. Von diesen Verbrechen steht bei Rathfelder kein Wort, die Berichterstattung in den meisten deutschen Medien tendierte gegen Null. Wer neofaschistische Verbrechen beschweigt, benötigt keine moralische Rechtfertigung mehr wie in den 1990er Jahren, als die Kriege des Westens in »humanitäre Interventionen« umbenannt wurden. Für den Mord an Russen hat die deutsche Propaganda seit altersher nur die Begründung, die taz-Rathfelder liefert: Alles Kommunisten, also Faschisten, die Russen."

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