mardi 2 décembre 2008

Herrschaft des Mobs


Unter dem Titel "Das Elend mit dem Kosovo" legt Thomas Schmid, Chefredakteur der WELT, vielleicht unfreiwillig offen, worauf das Faszinosum beruht, das die auf Genozid gegründete "Republik Kosovo" für manchen deutschen Postachtundsechziger darstellt:

Man muss sich diesen Staat [sic], der auf tönernen Füßen steht, als so etwas wie eine beschützte Maßnahme vorstellen: Ohne die beträchtlichen EU-Summen, die in ihn hineinfließen, bräche er schnell zusammen. Und doch scheinen sich die politischen Kräfte, die ihn tragen, ihrer Sache sehr sicher zu sein. Dass der kleine Staat es wagte, die drei Deutschen mit der treuherzig-sarkastisch vorgetragenen Bemerkung festzuhalten, man verfahre hier strikt rechtsstaatlich – also genau so, wie es die tugendhaften Deutschen mit ihrem Ordnungssinn doch immer gefordert hätten,

etwa indem sie ihr Grundgesetz brachen, um sich an jenem Angriffskrieg beteiligen zu können, der den "kleinen Staat" erst ermöglichte.

Das ist von einer so unverblümten Chuzpe, dass man sich fragen muss, warum die sich so viel trauen.

Warum die albanischen Hiwis der Nato-/Kfor-/EULEX-Besatzer in einem Teil Serbiens sich nicht darauf beschränkten, Serben zu ermorden oder zu vertreiben, sondern sich an BND-Mitarbeitern vergriffen, bei denen serbisch-souveränistische Absichten auszuschließen sind, beantwortet Schmid nun, wie folgt:

Die Antwort ist vermutlich sehr einfach. Als 1999 die Nato gegen Serbien intervenierte, tat sie das formal zwar nur, um Übergriffe von Serben auf das Kosovo und seine Bewohner zu unterbinden. Formal hatte das Bündnis Äquidistanz zu beiden Parteien, zum serbischen Staat und zur kosovarischen Unabhängigkeitsbewegung.

Übersetzt man den Postachtundsechziger-Sprech des derzeitigen WELT-Chefredakteurs in einwandfreies Deutsch, so gab die Nato, als sie "intervenierte" (i. e. die Souveränitätsrechte Jugoslawiens in völkerrechtswidriger Weise verletzte), vor, lediglich "Übergriffe von Serben auf das Kosovo und seine Bewohner zu unterbinden". (Man führe sich hierzu den Wortlaut des "Abkommens von Rambouillet" zu Gemüte, dessen Nichtunterzeichnung durch Jugoslawien auch die deutsche Bundesregierung offiziell als Rechtfertigung der Bombardierung des VN-Gründungsmitgliedstaates anführte.)

Doch in der Sache verhielt es sich anders. Faktisch stellte sich der Westen

oder was Schmid dafür hält

auf die Seite der Freischärler, auf die Seite der UCK,

die eine terroristische Mörderbande zu nennen ihm auch heute nicht einfiele.

Und sah dabei geflissentlich darüber hinweg, dass es sich hier keineswegs nur um eine edle nationale Befreiungsbewegung handelte.

In dieser Logik sahen Hitler und seine antibolschewistischen Unterstützer in der Rechten Europas und Nordamerikas "geflissentlich darüber hinweg", daß es sich bei "Volksgenossen" wie Horst Wessel nicht nur um Nachtigallen einer "edlen nationalen Befreiungsbewegung", sondern auch um Zuhälter-Heroen und völkische Politkriminelle handele.

Die Träger der Bewegung kamen zum Teil aus dunklen Milieus, und nach den Regeln der dunklen Milieus handelten sie auch. Damit haben sie den Westen beeindruckt, der ihnen zum Sieg verholfen hat. Gerade weil Hashim Thaci und sein Milieu wissen, was der BND über sie weiß, verhalten sie sich so offensiv. Der Westen hat sie geadelt. Diesen Adel kann er ihnen ohne kritischen Blick auf sich selbst nicht wieder nehmen.

Diese Sätze gelten, eins zu eins, auch für einen gründeutschen Kameraden Thacis, Joseph Martin Fischer, und sein Milieu. Das Phänomen des "Adelns" von "Bewegungen", die der westlichen Zivilisation den Krieg erklärt haben, durch Teile der politischen Klassen "westlicher" Nationen ist in dem Diktum Hannah Arendts erfaßt, daß der Nationalsozialismus seinen Aufstieg auch einer seltsamen Liebe der oberen Schichten zum Abschaum der Gesellschaft verdanke.

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