mardi 6 mai 2008

Islamische Integristen - Opfer eines neuen Faschismus?


Dem Kabarettisten Hagen Rether gebührt das Verdienst, im Rahmen der ARD-Kabarettsendung Scheibenwischer vom 29. Dezember 2007 eine der Lieblingsbeschäftigungen „politisch korrekter“ Tugendwächter unserer Republik in extenso vorgeführt zu haben: den Kampf gegen die „Islamophobie“. Dieses Verdienst wird nicht dadurch geschmälert, dass Rether dies keineswegs in einer kritisch reflektierenden Weise tat, sondern indem er durch eine (offenkundig ernst gemeinte) Polemik hervortrat, welche die Argumentationsmuster der multikulturalistischen Kämpfer gegen das „Feindbild Islam“ derart zuspitzte, daß sie – ungewollt – die Abstrusität der islamophilen Haltung deutscher (und europäischer) „Linker“ offen legte.

Analog zu den sich selbst als „zivilcouragiert“ begreifenden Verfechtern eines im Jahr 2000 sogar regierungsoffiziell proklamierten „Aufstandes der Anständigen“ (Gerhard Schröder) gegen „Rechts“, präsentiert sich Rether als der vor Kühnheit zitternde Rebell, der sich dem „aktuellen Lieblingsspiel der Deutschen“, dem „Moslem-Bashing“, verweigert – und der stattdessen die für terroristische Aktivitäten „in Sippenhaft“ (sic!) genommenen Muslime vor der „Präventiv-Paranoia“ seiner Landsleute in Schutz nimmt. Henryk M. Broder, Ralph Giordano und sogar Günter Wallraff stellt Rether als Stichwortgeber einer faschistoiden anti-muslimischen Meute dar. Tatsächlich gehören diese drei Persönlichkeiten zwar keinem gemeinsamen politischen Lager (etwa irgendeiner „Anti-Islam-Partei“) an, stimmen aber zumindest in einem Punkt überein: Ihre islam(ismus)kritischen Stellungnahmen haben weder eine fremdenfeindliche oder gar „rassistische“ Tendenz, noch haben sie jemals die Menschen- und Bürgerrechte eines Muslims in Frage gestellt, etwa indem sie von ihm verlangt hätten, seinem Glauben abzuschwören.

Für die realen muslimischen Opfer des von „Islamophoben“ thematisierten islamischen Integrismus inmitten Deutschlands hat Rether hingegen nur Hohn und Spott übrig: „Und dann noch ’ne Prise Zwangsheirat und ’ne Prise Ehrenmord, und dann haben wir den bösen Moslem. Wir backen uns einen Feind, zugeschaut und mitgegraut.“ Ralph Giordanos Absage an einen „Multi-Kulti-Kuschelkurs“ kontert Rether, wie folgt: „Die Alternative zum Kuschelkurs, die können wir seit zwanzig, dreißig, vierzig Jahren im Nahen Osten uns angucken.“ In dieser Logik könnte die Tatsache, daß seit 2003 über eine halbe Million irakischer Christen ihre Heimat verlassen mußte, darauf zurückgeführt werden, daß die christlichen Gemeinschaften des Irak sich zu wenig tolerant gegenüber der muslimischen Mehrheitsbevölkerung verhalten hätten …

Darüber hinaus versteigt sich Rether – ohne ein Gran an Selbstironisierung erkennen zu lassen – zu der Unterstellung, im Falle einer Aufführung von Monty Pythons “Das Leben des Brian” im Kölner Dom würden von katholischen Fanatikern “fundamentalistische” (Gewalt-)Akte ausgehen, wie sie tatsächlich von jenen islamischen Fundamentalisten verübt werden, die in Salman Rushdies “Satanischen Versen” eine ahndungswürdige Gotteslästerung sehen (deretwegen Ajatollah Khomeini 1989 zur Tötung des Schriftstellers aufrief – ein Mordaufruf gegen einen EG/EU-Bürger, den die Islamische Republik Iran bis heute nicht zurückgenommen hat). Nicht einmal vor einer ausdrücklichen Identifikation gegenwärtiger Abneigung gegen “den Islam” mit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft schreckt Rether zurück: “Wir hatten hier schon mal ’ne Zeit in Deutschland, wo man Bücher für gefährlich hielt”, mahnt er, wohl ohne zu merken, daß er durch “historische Vergleiche” dieser Art – mit Blick auf Bücherverbrennungen in islamistisch regierten Ländern – sehr schnell auf sich selbst den Verdacht der “Islamophobie” ziehen könnte.

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