samedi 29 décembre 2007

Die ersten Opfer der Beschwichtigung islamischer Integristen sind liberale Muslime



Wenn ich im Juli dieses Jahres schrieb:

"Im Falle des Erfolgs der Schäubleschen Bestrebungen, einem (mehrheitlich traditionalistischen) 'deutschen Islam' einen amtskirchenähnlichen Status einzuräumen, könnten etwa Aleviten, Ahmadis oder Bahai zu Angriffszielen staatlich subventionierter islamischer 'Sektenbeauftragter' werden",


so ist diese Befürchtung mittlerweile von der bundesrepublikanischen Wirklichkeit weitgehend eingeholt worden - wobei die Rolle islamischer "Sektenbeauftragter" freilich durch Nichtmuslime bereitwillig übernommen wurde:

"Von den Aleviten werden viele bislang nichts gehört haben, dabei leben sie mitten unter uns. Sie stellen eine große Gruppe unter den türkischen Einwanderern in Deutschland und unter den Muslimen dar. Aufgefallen sind sie bislang weniger, weil ihre Glaubensauffassung mit unserem Grundverständnis des säkularen Staates und einer offenen, liberalen Gesellschaft viel eher korrespondiert als jene fundamentalistischen Richtungen des Islams, welche die Religion nicht vom Staat trennen und anstelle des Grundgesetzes der Scharia folgen.

Seit vergangenem Sonntag aber machen die Aleviten auf sich aufmerksam, und zwar massiv. Sie werfen dem NDR vor, mit der „Tatort“-Episode „Wem Ehre gebührt“ Volksverhetzung zu betreiben. So lautet die Strafanzeige. Am Donnerstag gab es eine Demonstration vor dem ARD-Hauptstadtstudio in Berlin, am Samstag soll es in Köln eine Demonstration geben. Der „Tatort“, so der Vorwurf, leiste dem jahrhundertealten Vorurteil Vorschub, mit welchen die Sunniten die Aleviten brandmarkten. Es lautet: Die Aleviten hätten aufgrund ihres gleichberechtigten Verständnisses der Rolle von Frau und Mann eine unislamische, laxe Sexualmoral und betrieben Inzest."
(FAZ, 27.12.2007)


Während die FAZ in den Protesten der Aleviten allen Ernstes Umrisse eines deutschen "Karikaturenstreits" zu erkennen vermeint - als ob es sich bei den Aleviten, die unter Ausschöpfung aller legalen Mittel ihrer aus öffentlichen Geldern finanzierten Diffamierung Einhalt zu gebieten versuchen, um ein Äquivalent islamistischer Pogromisten handele -, greift die SZ, zur Freude der sunnitischen Orthodoxie, bei der Charakterisierung der liberalen Muslime unumwunden auf die Manier zurück, religiöse Minderheiten als Sekten zu stigmatisieren: In der Rubrik Aktuelles Lexikon firmieren die Aleviten und die "mit ihnen oft verwechselten Alawiten" als islamische "Sekten", die "von den meisten sunnitischen Muslimen als Ketzer betrachtet" würden. Dabei verschweigt der SZ-Autor nicht einmal, daß es die menschenrechtskonformen Praktiken der Alawiten und Aleviten etwa hinsichtlich der Gleichberechtigung der Frau sind, die zu "Spannungen mit den orthodoxen Sunniten" führen. (SZ, 29./30.12.2007) "Spannungen" - so oder ähnlich pflegen deutsche Journalisten Pogrome, die von muslimischen Radikalen ausgehen, zu nennen, zu deren Opfern etwa im (re-)islamisierten Kosovo-Metohija Serbisch-Orthodoxe, Katholiken, Juden, aber auch "unbotmäßige" Muslime geworden sind.

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