mardi 8 décembre 2015

Keine westliche "Unterlassungssünde"


Zum 40. Jahrestag des indonesischen Überfalls auf Osttimor

"(...) Untersuchungen von Amnesty International, Human Rights Watch und anderer Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen gehen davon aus, daß von Ende 1975 bis zum Frühjahr 1998, als Indonesiens Präsident Hadji Mohamed Suharto zurücktrat, über 200 000 der etwa 800 000 Einwohner Osttimors infolge der indonesischen Besatzung ums Leben kamen. Exekutiert wurde dieser Genozid von den Sicherheitskräften eines Regimes, dessen Oberhaupt der ausgesprochene Darling der 'westlichen Wertegemeinschaft' in Südostasien war. Suharto selbst hatte sich Anfang Oktober 1965 als General der Eliteeinheit Kostrad blutig an die Macht geputscht, Hunderttausende Regimegegner und vermeintliche Kommunisten (die KP Indonesiens, PKI, war damals die weltweit drittstärkste KP) massakrieren lassen und damit den Grundstein seiner 'Neuen Ordnung' gelegt."

Rainer Werning, Bauernopfer im Kalten Krieg, in: junge Welt, 14.12.2005

"Die humanitäre Katastrophe in Ost-Timor resultierte nicht aus 'Unterlassungssünden' der liberalen Demokratien. Sie wurde vielmehr (...) von ihnen bewirkt. Bei der Invasion von 1975 konnte sich Indonesien auf US-amerikanische Waffenhilfe und diplomatische Unterstützung verlassen, ebenso drei Jahre später, als die Greueltaten völkermordähnliche Ausmaße annahmen. Und diese Unterstützung wurde auch jenem Verbrecher gewährt, der zu den oberen Rängen von Shawcross' 'bösartigen Kräften' gehört, jedoch immer als 'gemäßigt' gepriesen und von der Regierung Clinton als 'unser Typ' bezeichnet wurde, bis er 1997 die Kontrolle verlor und fallengelassen werden musste. Als 1978 Suhartos Untaten in Ost-Timor ihren Höhepunkt erreichten, wurde er nicht nur von den USA, sondern auch von Großbritannien, Frankreich und anderen Mächten protegiert. Ost-Timor war allein insofern zu 'indonesischem Territorium' geworden, als die liberalen Demokratien unter Missachtung der Anordnungen des UN-Sicherheitsrats und einem Urteil des Weltgerichtshofs der Annektion ihren Segen gaben."

Noam Chomsky, People Without Rights. Kosovo, Ost-Timor und der Westen, Hamburg 2002, S. 29

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