jeudi 11 décembre 2014

Informationspolitik für Deutsch-Europa (23)

n-tv, 11.12.2014:

Die Geschichte um einen geänderten Internet-Eintrag zur Krim beginnt am Dienstag. Bei einem Treffen mit seinem belgischen Amtskollegen Didier Reynders bespricht Sergej Lawrow die Ukraine-Krise. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz äußert sich der Russe besorgt - und zwar über die Politik der deutschen Bundesregierung.

Deutschland spiele eine konstruktive Rolle in den Beziehungen zwischen der EU und Russland sowie zwischen dem Westen und Moskau im Allgemeinen. Angesprochen auf die russlandkritischen Äußerungen der Bundeskanzlerin, sagt er: "Würde Deutschland beschließen, zum Diktat überzugehen, würde dies Europa nicht zum Vorteil gereichen – auch Deutschland würde davon kaum profitieren." Dabei belässt es Lawrow nicht.

Der 64-Jährige spricht noch ein Thema an. "Natürlich können wir nicht umhin, unsere Besorgnis darüber zum Ausdruck zu bringen, was unsere deutschen Kollegen tun." Gemeint ist eine Internetseite der Bundesregierung mit einem Text über ein heikles Thema im deutsch-russischen Verhältnis: die im März dieses Jahres von Moskau annektierte Krim, die eigentlich zur Ukraine gehört.*

Lawrow geht es konkret um einen Infokasten unter dem Artikel. Unter anderem steht dort zu diesem Zeitpunkt, dass die Krim Jahrhunderte lang von Tataren, Ukrainern, Armeniern und Griechen bewohnt worden sei. "Russen sind dort nicht erwähnt", beklagt Lawrow. "Ich würde gerne wissen, wer diesen Text für die offizielle Seite der Bundesregierung zusammengestellt hat. Eine entsprechende Anfrage richten wir an unsere Kollegen in Berlin."

Der Hinweis von Lawrow ist richtig. Die Russen sind die bevölkerungsmäßig größte Ethnie auf der Krim. Von den mehr als zwei Millionen Einwohnern sind knapp 60 Prozent Russen und etwa 25 Prozent Ukrainer. Die Bundesregierung änderte daraufhin den Eintrag. Zur Bevölkerung auf der Krim gehörten "Russen, Krimtataren, Ukrainer, Armenier, Griechen und Deutsche", heißt es nun. Wie so ein Fauxpas passieren konnte? Es sein "ein redaktioneller Fehler, den wir bedauern", sagt eine Regierungssprecherin n-tv.de. "Er wurde umgehend korrigiert, nachdem die Redaktion darauf aufmerksam geworden war." Dabei bleibt es nicht.

Denn die russische Regierung legt noch einmal nach. Unter der deutschen Überschrift "Keine Russen da" veröffentlicht Maria Sacharowa, die Sprecherin des Moskauer Außenministeriums, am Mittwochabend einen Text auf der Internetseite des Radiosenders Echo Moskwy. Darin äußert sie sich empört über die Ansichten der deutschen Regierung über die Krim sowie die Ausführungen zu den "dubiosen Umständen des Referendums" und dem "Anschluss" der Halbinsel an Russland. Im Hinblick auf den Fehler unterstellt sie der Bundesregierung Absicht und Verantwortungslosigkeit. Man versuche, die Russen auf dem Papier schrittweise aus der Geschichte verschwinden zu lassen. "Vielleicht war es nur gute altmodische Propaganda", kritisiert Sacharowa.


* Zur vermeintlichen "Annexion" der Krim, die im März 2014 der Russischen Föderation beitrat, siehe http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-krim-und-das-voelkerrecht-kuehle-ironie-der-geschichte-12884464.html. (Anm. von mir, Daniel Schikora)

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