mercredi 1 octobre 2014

Souveränismus: Zum 65. Geburtstag der Volksrepublik China


"'Das klassische China', erklärte mir Kuo Mo-jo, 'fühlte sich nicht wirklich als das, was man gemeinhin Nation nennt; es hielt sich eher für einen Kulturkreis, den Träger einer Botschaft, die alle Menschen empfangen konnten; es fühlte sich als die Heimat, als das Land der Ahnen, mit denen jeder verbunden war.'

[...] Darüber hinaus waren die Chinesen einem streng patriarchalischen System unterworfen, und die Verbindung mit der Zentralmacht war zu lose, als daß sie das Gefühl einer gemeinsamen Bestimmung hätte entwickeln können. Sun Yat-sen meinte dazu: 'Wir sind verstreute Sandkörner, wir haben keine echte nationale Bindung.'

[...]

Die maoistische Revolution führte in erster Linie zum Aufbau einer Nation. Sie ersetzte die Clans durch die Zugehörigkeit jedes einzelnen zum chinesischen Volk.

[...] Mao realisierte, was Sun Yat-sen prinzipiell festgelegt hatte - dank der japanischen, dann der amerikanischen Militaristen, die, wie er gern sagt, durch ihre unfreiwillige Mitarbeit zu seinen besten Agenten wurden." (1)

"Mao hat den Hunger vertrieben, diesen alten Weggefährten des chinesischen Volkes. Er zähmte auch den Gelben Fluß, und das Symbolische dieser Tat ist noch wichtiger als die Tat selbst." (2)

"Die Sätze, die man in China früher am häufigsten zu hören bekam, waren pü jao tschin - 'So ist es eben, es ist unwichtig', oder mei jü fa tsi - 'Man muß sich damit abfinden'. 'Mein Onkel hatte entschieden, ich konnte nicht anders als mich fügen.' 'Meine Schwiegermutter behandelte mich wie eine Dienerin.' 'Der Besitzer fordert, was ihm zusteht.' 'Die Heuschrecken kommen.' Mei jü fa tsi ...

Mei jü fa tsi und pü jao tschin - diese Ausdrücke sind heute geächtet. Sie gestatteten es zwar, mit dem Elend zu leben, aber sie verdoppelten das moralische Elend. [...]" (3)


(1) Alain Peyrefitte: Wenn sich China erhebt... erzittert die Welt, Wien/Hamburg 1974, 370.
(2) Ebd., 386.
(3) Ebd., 386 f.

Aucun commentaire: