mardi 23 septembre 2014

Handke und die Arschlöcher 2.0

NZZ, 22.9.2014:

"Peter Handke, dem am Sonntag im Nationaltheater Oslo der Ibsen-Preis verliehen worden ist, verzichtet auf den Geldbetrag der mit rund 330 000 Franken dotierten, vom norwegischen Staat gestifteten Auszeichnung. Wegen seiner Haltung zu den Balkankriegen und Slobodan Milosevic wurden Handke in Norwegen «Bagatellisierung und Trivialisierung von Kriegsverbrechen» vorgeworfen.

In den letzten Tagen hatte sich die Anti-Handke-Stimmung verschärft. So erklärte Bernt Hagtvet, Professor für Staatswissenschaften und Spezialist für Menschenrechtsfragen, an einer öffentlichen Veranstaltung, wenn man Handke den Ibsen-Preis verleihe, hätte man ebenso gut Joseph Goebbels mit dem Immanuel-Kant-Preis auszeichnen können. Hagtvet forderte Handke auf, das Preisgeld an die Opfer des Massakers von Srebrenica weiterzuleiten. Der Vorsitzende des norwegischen PEN, William Nygaard, forderte die vom Kulturministerium ernannte Jury auf, schleunigst zurückzutreten. Demgegenüber meinen bekannte norwegische Schriftsteller wie Karl Ove Knausgård oder Jon Fosse, Handke habe gar den Literaturnobelpreis verdient.

Der Gang zum Nationaltheater am Sonntag wurde für Peter Handke zum Spiessrutenlaufen. Er musste sich einen Weg durch eine wütende Menge bahnen, nach Angaben des norwegischen Fernsehens waren viele Bosnien- und Kosovo-Flüchtlinge erschienen. Beinahe wäre es zu einem Handgemenge gekommen. Die Demonstranten skandierten «Faschist, Faschist». Einem Reporter der norwegischen «Tagesschau» sagte Handke auf die Frage nach seiner Botschaft für die Demonstranten: «Gott segne sie.» Darauf fragte der Reporter, ob er die Demonstranten damit provozieren wolle. «Nein», entgegnete Handke lächelnd, «ich wollte ihnen in die Augen blicken.» In seiner auf Englisch gehaltenen Dankesrede fuhr er gröberes Geschütz auf: «Fahrt zur Hölle. Dort seid ihr schon. Schande über all jene, die die Demokratie missbrauchen und der Ignoranz, dem Hass, der Lüge in den sogenannten Medien Raum geben – und das im Namen der Demokratie.»

Am Montag fand der zweite Akt der Verleihungszeremonie in Henrik Ibsens Geburtsstadt Skien statt. Handke hielt eine Rede über sein Verhältnis zu Ibsen. Wie danach der Vorsitzende der Jury, Per Boye Hansen, dem Radio mitteilte, wolle Handke den Preis zwar behalten, er verzichte aber auf das Preisgeld. Peter Handke meine, er sei in Norwegen auf eine unwürdige Art und Weise empfangen worden. Einen Teil des Preisgeldes lasse er einem Kinderschwimmbad in Kosovo zukommen, der Rest bleibe beim norwegischen Staat."

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