jeudi 2 juillet 2009

Gedenken an Ilja Ehrenburg Angriffsziel des "deutschen Archaismus"


In der Auseinandersetzung um das öffentliche Gedenken des sowjetischen Schriftstellers und Antifaschisten Ilja Ehrenburg manifestiert sich in geradezu idealtypischer Weise jene politisch-kulturelle Bruchlinie, die den "deutschen Archaismus" (Vaclav Belohradsky) von einem republikanischen Nationsverständnis trennt, dessen radikale Negation der Hitlerismus darstellt, unter dessen Gewaltherrschaft "die Juden, deren Deutschsein kulturell und nicht stammesmäßig begründet war", entrechtet und schließlich systematisch ermordet wurden.* Von den Neonazi-Parteien NPD und DVU bis zu einem völkischen Agitator gegen den bundesdeutschen "Schuldkult" wie dem GfbV-Mitglied Heinz Nawratil: Der archaische Deutsche hat Ehrenburg nicht verziehen, daß dieser sich als Jude nicht widerstandslos zur Schlachtbank treiben ließ, sondern als Sowjetbürger seine Landsleute zum Widerstand gegen den Hitlerschen Rasseimperialismus aufrief - daß er also - in de Gaulles Worten - für die Verteidigung der "abendländischen Zivilisation" "auf den Feldern der Ukraine" eintrat.

Anläßlich der Kontroverse über den Namen der Ilja-Ehrenburg-Straße in Rostock legte Willi Beitz am 22. Juni dar, daß mit Ehrenburg das Werk eines "großen Europäers", eines Autors, in dessen Werk sich die Perspektiven einer Einheit Europas auf der Grundlage einer Aufhebung national-kultureller Partikularismen zugunsten eines humanistischen Universalismus widerspiegeln, aus dem kollektiven Gedächtnis auch der Bewohner des östlichen Deutschland ausradiert zu werden droht. (Ilja Ehrenburg – Plädoyer für einen großen Europäer [Vortrag in Rostock am 22. Juni 2009]).

* Zitate nach: Walter von Goldendach / Hans-Rüdiger Minow: Von Krieg zu Krieg. Die deutsche Außenpolitik und die ethnische Parzellierung Europas. Berlin 1997.

1 commentaire:

Anonyme a dit…

Widerllich, eine Ode an den Schlächter Ehrenburg.
Was kommt als nächstes? Eine Ode an Scharon?